13. Juli 2017

Der G20-Gipfel und die Hysterie im Netz

Der G20-Gipfel vom Wochenende zeigte exemplarisch wie nie, wie Facebook, Twitter und Co. bei Berichterstattung funktionieren. Nämlich gar nicht. Es ist reine Hysterie. Über Twitter die aktuelle Protest-Lage beurteilen? Fast unmöglich. Der Stream der pointierten Sätze und scheinbar ikonischen Bilder reisst alles mit. Es ist ein System der Aufregung, es basiert auf Kicks  (was übrigens mit den Ausschreitungen korrespondiert) und die lautesten Stimmen gewinnen.
Eigenltich sollte man an solchen Tagen das Internet abschalten. Aber auch hier gilt Hegels Satz vom unglücklichen Bewusstsein: Wendet man sich von der Welt ab, wird man weltvergessen, wendet man sich der Welt zu, vergisst man sich selbst. Letzteres trifft wohl auf die Meisten zu.

1. Juli 2017

The Chancellor´s Two Bodies - Der Historiker Kohl und die Historie

Über den jetzt verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl ist sehr viel gesagt worden. Die „überdurchschnittliche Durchschnittlichkeit“ der britischen Journalistin Patricia Clough beschreibt seinen menschlichen Erfolg ebenso gut, wie die Charakterisierung als „alter unbeweglicher Eichenschrank“ seinen machtpolitischen. Das heißt nicht, dass etwa genug über ihn gesagt worden wäre. Denn wie uns die Geschichte lehrt, verändert sich der Blick auf ihre Protagonisten im Laufe der Generationen. So war etwa Kohls Amtsahn Otto von Bismarck zu Lebzeiten Gegenstand großer Verehrung und abgrundtiefen Hasses. Nach seinem Tod wurde er v.a. im Dritten Reich verklärt und verzerrt. Gerade deshalb gehörte er für die Nachkriegsgeneration ins Horrorkabinett der Geschichte. Einer an dem man nur ein gutes Haar ließ, wenn man selbst nichts mehr zu verlieren hatte. Heute versucht man den ersten Deutschen Kanzler, ebenso wie sein Preußen, objektiv zu behandeln. Wird es Helmut Kohl ähnlich ergehen? Wird man auch ihn eines Tages objektiv beurteilen? Kann man sein politisches Wirken überhaupt objektiv beurteilen? Dieser Artikel behauptet, dass er selbst das unmöglich gemacht habe.